Die Wiederbelebung des Roman Porno („Roman“ aus dem Französischen mit gleicher Bedeutung wie im Deutschen, „Porno“ aus dem Englischen) vonseiten des legendären japanischen Nikkatsu-Studios brachte etwas Leben in das müde und ausgelutschte Genre „Erotikfilm“, das vor allem in westlichen Breiten seit mehreren Jahren inexistent scheint, zu groß sind wohl Angst und Sorge um „unpassende Darstellungen“ und vor Shitstorms in den (a)sozialen Medien. Die Japaner sind da bekanntlich weniger zart besaitet, ein echtes Highlight ist bereits jetzt Sion Sonos „Antiporno“, Film 4 des Genre-Reboots. Und auch der humorvolle Screwball-Softporno „Wet woman in the wind“ wusste durchaus zu überzeugen.

von Christian Klosz

Mit 14.5. brachte Busch Media, seit einer Weile die Heimat schräger, trashiger und lüsterner Werke aus der cineastischen Halbwelt, unter denen sich durchaus die eine oder andere Perle findet, 2 neue Filme aus der Schmiede Nikkatsu auf DVD und BluRay heraus. Sowohl „Klang der Verführung“, als auch „Dawn of the Felines – Sündiges Tokio“ haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, erscheinen aber erstmals im deutschsprachen Raum.

„Klang der Verführung“

„Klang der Verführung“ ist eindeutig der schwächere der beiden Filme. Wir folgen darin dem älteren, einst erfolgreichen und geschätzten Regisseur Furuya, der seine inzwischen so gut wie tote Karriere mit der Inszenierung drittklassiger Pornos im Wachkoma und sich finanziell über Wasser hält. Unterfordert, angeekelt von seiner eigenen Arbeit, nostalgisch ob ehemaliger Großtaten, und beim Versuch scheiternd, seine billigen Erotikfilme bedeutungsschwanger zu machen, kommt es zum Eklat am Set – und Furuya verliert auch dieses letzte, dünne berufliche Standbein. Der Rest von „Klang der Verführung“ ist eine beiläufige und öde Beobachtung sexueller Eskapaden, in die sich der Regisseur mit (jüngeren) Verehrerinnen stürzt, um sich von seiner gescheiterten Existenz und privaten Problemen abzulenken. Eigentlich aber geht es ihm nur um eines: Seine Liebhaberinnen um Geld anzupumpen.

Leider scheitert der Film daran, ein auch nur irgendwie geartetes Interesse beim Zuschauer hervorzurufen. Die Szenen plätschern so dahin und weder der Plot, noch die Dialoge haben etwas zu bieten. Man wartet sehnsüchtig darauf, bis die letzte Klappe fällt, das Rätsel hinter Furuyas destruktivem Handeln gelüftet wird (das ohnehin die meiste Zeit auf der Hand lag…) und einen der Abspann von einem ganz und gar langweiligen und ungenießbaren Werk erlöst: Dann lieber doch 80 Minuten Pornhub!

Bewertung:

Bewertung: 2 von 10.

(20/100)

„Dawn of the Felines“

Film 2 hat mehr zu bieten: Oberflächlich betrachtet ist das Werk von Kazuya Shiraishi ein Porträt des Nachtlebens von Tokio bzw. von 4 dort lebenden Prostituierten, die ihren Lebensunterhalt (selbstbestimmt) durch Anbieten diverser Dienste bestreiten. „Dawn of the Felines“ ist aber auch eine Geschichte von Einsamkeit und Verlust, Lust, Verlangen und Begehren und das Porträt einer vereinsamten Gesellschaft, in der „Liebe“ zur Ware verkommen ist.

Dennoch hat der Film auch seine humoristischen Seiten und entwickelt zahlreiche (Neben-)Handlungsstränge, die ein buntes und farbenfrohes Mosaik einer Großstadt ergeben, in der Freud und Leid, Liebe und Hass und Leben und Tod oft sehr nah aneinander liegen.

Bewertung:

Bewertung: 6 von 10.

(64/100)

Beide Filme sind seit 14.5.2021 auf DVD und BluRay zu erwerben, aber auch als VOD erhältlich.

Bilder: (c) Busch Media Group GmbH © 2021

Titelbild aus „Dawn of the Felines“